Guter Whisky
Sehr oft gestellt, wird diese Frage dennoch nie zu 100% geklärt werden können. Wie in der Kunst verhält es sich auch mit dem Geschmack – man kann vortrefflich darüber streiten. Mit dieser Frage dürfen sich meist jene auseinandersetzen, die das sagenumwobene Getränk näher kennenlernen wollen. Doch ist es nicht immer leicht, auch kompetent auf diese Frage zu reagieren. Im Zweifel gilt immer : Gut ist, was schmeckt. Und was das im Einzelfall ist, hängt von den Vorlieben des Genießers sowie anderen Faktoren wie etwa dem vorherigen Genuss süßer oder saurer Speisen ab. Auch der Genuß einer Cigarre oder eines feinen Stückes Schokolade kann den (persönlich empfundenen) Geschmack des Whisky erheblich verändern.
Dennoch lässt sich die Frage „Was ist guter Whisky?“ anhand einiger Kriterien zumindest eingrenzen.
Wer einen guten Whisky sucht, sollte nicht unbedingt auf die Aufmachung des Etikettes achten. Natürlich ist es auch ein optischer Genuss, eine schön gestaltete Flasche, möglicherweise noch in einer edlen Verpackung anzuschauen. Wahre Whiskykenner werden dadurch nicht aus der Reserve gelockt. Ebenso ist es schwierig, einen guten Whisky anhand des Preises zu erkennen. Denn die Spanne derselben ist sehr breit und beginnt bei wenigen Euro, und reicht je nach Exklusivität des Getränkes bis zu einigen Hundert oder – in Einzelfällen – sogar mehreren Tausend Euro. Die äußere Aufmachung sowie das Preisgefüge sind also nicht zwingende Anhaltspunkte für die Frage, was einen guten Whisky auszeichnet.

Herkunft des Whisk(e)y
Eine erste Einschätzung der Qualität kann die Herkunft sein. In der Regel sind es interessante Gebiete, die einen guten Whisky entstehen lassen. In Schottland sind es etwa die steilen Seeküsten, an deren Abhängen einige kleine Destillerien stehen. Dort gelagerte Fässer erhalten das Aroma der rauhen Seeluft. In dem Whisky lassen sich anschließend salzige Noten finden. Genau so hochwertig sind die torfigen Gegenden Irlands, die dem goldgelben Saft einen rauchigen, mitunter leicht modrigen Charakter verleihen. Es ist somit der Landstrich mit seinem besonderen Klima, der einen guten Whisky auszeichnet.
Whiskey (mit „e“) kommt aus Irland, Amerika oder dem Rest der Welt und schmeckt nicht unbedingt schlechter, aber eben anders. Und zwar deshalb, weil er eine andere Destilliermethode durchläuft, aus anderen Grundzutaten besteht, und manchmal in einem ganz anderem Klima reift. Das fehlende „e“ im Namen ist noch lange kein Hinweis auf einen schottischen oder gar besseren Whisky.
Name der Brennerei
Die größte Tradition in der Herstellung von Whisky haben – Profis streiten darüber in welcher tatsächlichen zeitlichen Abfolge – Schottland und Irland. Entsprechend groß ist die Erfahrung der Brennereien und damit auch die Qualität der Produkte. Ein Single Malt Scotch Whisky stammt aus einer einzigen Brennerei. Die wenigen Ausnahmen von dieser Regel sind etwas für Fortgeschrittene. Hinter bekannten Markennamen wie Ballantines, Johnnie Walker und Co. verbirgt sich dagegen entweder ein Blend (Verschnitt mit billigerem Grain Whisky) oder höchstens ein Vatted bzw. Pure Malt (Verschnitt aus mehreren Single Malts).
Leider ist auch da Vorsicht angebracht : da viele Brennereien ähnliche Namen tragen (suchen Sie einfach mal nach „Glen“), werben unbekannte Distillerien mit sehr ähnlich klingenden Phantasienamen.

Lagerung
Das Gebiet kann noch so gut sein, der Name der Brennerei noch so groß - wenn der Whisky falsch gelagert wird, ist alle Mühe umsonst. Ist der Whisky fast hermetisch abgedichtet, so wird das Endprodukt keinen eigenen Charakter besitzen. Lagerungen in Plastik-, Glas- oder Metallgefäßen lassen einen guten Whisky folglich nicht reifen, und verbieten sich damit von selbst.
Werden jedoch echte Holzfässer benutzt, entsteht in ihnen eine eigene, unverkennbare Note. Eichenfässer sind hierfür bestens geeignet. Zudem lässt sich der Geschmack beeinflussen, indem z.B Fässer benutzt werden, die zuvor mit gutem Wein oder Sherry befüllt waren. Die fruchtigen Komponenten, die sich über die Jahre im Holz festgesetzt haben, werden nach dem jahrelangen Reifeprozess auch in dem Whisky zu spüren sein.
Eichenfässer aus Portugal, in denen vorher Sherry gelagert wurde, kommen ebenso zum Einsatz wie Bourbon-Fässer, die lange Zeit von den amerikanischen Brennereien nur für eine einzige Lagerung benutzt werden durften.
Alter
Ein guter Whisky trägt eine Altersangabe, die entweder die Reifezeit angibt („18 Years Old“) oder die Jahreszahlen von Destillation und Abfüllung („Destilled 1991, Bottled 2005“). Fehlt eines von beiden, ist Vorsicht angebracht. Das Alter sollte in der Regel mindestens 10 Jahre betragen – je älter desto besser (und in der Regel teurer). Und dann gibt es noch die sogenannten "NAS" Abfüllungen, das sind solche, ohne Altersangabe.
Aber auch da gibt es Ausnahmen. Älter ist nicht immer gleichbedeutend mit besser. Die Fassgröße spielt z.B. auch eine Rolle . Whisky in kleineren Fässern reift schneller als der in größeren Fässern.
Vorsicht ist auch bei relativ altem und auffallend günstigem Whisky geboten. Nur ungefähr 10% der Fässer erreichen nach jahrelanger Reifung die beste Qualität für einen guten Single Malt. Der Rest wird nicht etwa entsorgt, sondern in der günstigeren Vaiante verkauft. Oder eben im Zusammenspiel mit anderen Single Malts als Blended Scotch.
Ein Whisky altert - im Gegensatz zu Wein - in der Flasche nicht mehr nach. Entsprechend wird ein "15 YO" niemals zu einem "20 Y

Tipps für Einsteiger
Selbst wenn man all diese Kriterien beachtet, eine Garantie für einen guten Whisky gibt es – wie schon anfangs angemerkt – nicht.
Wer als Einsteiger einen guten Whisky kaufen möchte, sollte für den Anfang zu einem Single Malt greifen. Irische Whiskeys sind meistens etwas milder. Guter Tipp : kaufen Sie zuerste zunächst kleine Samples. Damit kommt man am schnellsten (und kostengünstigsten) seiner persönlichen Vorstellung von „was ist ein guter Whisky“ näher.
Das Befragen eines Freundes, die Teilnahme an Whisky Tastings sind weitere Möglichkeiten, in diese faszinierende Welt des Whisky einzutreten.
Neben organisierten Tastings in einer Gruppe aus unbekannten Teilnehmern gibt es auch die Möglichkeit, eine individuelle Whisky Verkostung mit Freunden zu Hause zu erleben. Hierbei kommt ein Whiskyexperte ins Haus und entführt die Teilnehmer auf eine geschmackliche Weltreise rund um den Whisky. Handelt es sich wirklich um einen Experten, werden Sie viel Wissenswertes und feine Details zu dem "Wasser des Lebens" erfahren, und mindestens 3-4 vergnügliche und höchst anregende Stunden verbringen.
(Vorsichtige) Geschmackseinordnung der bekannteste Brennereien Schottlands
„Classic Malts“, eine gute Idee für den Einstieg
- Cragganmore – Kräftig und leicht rauchig mit viel Sherry (Speyside)
- Dalwhinnie – Leicht und fruchtig mit Heide und Honig (Highlands)
- Glenkinchie – Leicht und süß, trocken und rauchig (Lowlands)
- Lagavulin – Rauchig und würzig mit Erde und Torf (Islay)
- Oban – Trockener Küsten-Whisky mit Seeluft und Torf (Highlands)
- Talisker – Rauchig und torfig mit ordentlich Pfeffer (Isle of Skye)
Sanfte Klassiker für nahezu jeden Geschmack
- Auchentoshan – Dreifach gebrannt, leicht und mit Zitrusnoten (Lowlands)
- Aberlour – Sehr ausgeglichen mit süßem Malz und trockenem Sherry (Speyside)
- Dalmore – Kräftiger Klassiker mit deutlichen Zitrusnoten (Speyside)
- Glenfarclas – Süße, Würze, Sherry und Malz, von allem etwas (Speyside)
- Glenmorangie – Der malzige Allrounder aus dem Norden (Highlands)
- Longmorn – Kräftig, malzig, lecker (Speyside)
- The Macallan – Adel verpflichtet, Oloroso-Sherry sorgt für Sanftheit (Speyside)
- The Glenlivet – Trocken sei der Whisky, edel und rund (Speyside)
Für Kenner und Entdecker : Kräftigere Whiskies von den Inseln
- Ardbeg – Kult-Whisky, trocken, sehr torfig. Ältere Abfüllungen leicht fruchtig. (Islay)
- Bowmore – Deutliche Seeluft und aromatischer Sherry in Verbindung mit Torf (Islay)
- Bruichladdich – Ungefiltert und ehrlich, vielschichtig, immer wieder anders (Islay)
- Bunnahabhain – Für Islay sehr mild, beliebter Grundstoff für Blends (Islay)
- Caol Ila – Der Einsteiger in die torfigen Malts (Islay)
- Isle of Jura – Trocken und salzig, irgendwo zwischen Highlands und Islands (Jura)
- Highland Park – Einer der besten mit Heide, Honig, Rauch und Seeluft (Orkney)
- Laphroaig – Medizinisch und torfig mit viel Seeluft (Islay)
- Scapa – Etwas für jeden, kräftig und voll, gleichzeitig süß und malzig (Orkney)